IRONMAN Frankfurt 3,8-180-42,2km am 26.06.22

Am 26.06.22, und damit gut 9 ½ Monate nach der Anmeldung war es soweit, der IRONMAN Frankfurt, mit seinen 3,8km Schwimmen, 180km Radfahren und einem abschließenden Marathon wollte absolviert werden.

Im 20sten Jubiläumsjahr als European Championship ausgetragen, sollte der Start traditionell am Langener Waldsee erfolgen, danach noch einen kleinen Radausflug, ausgetragen in zwei Runden, zwischen Hanau und der Frankfurter City, vorbei an der markanten Frankfurter Skyline in Richtung Mainkai, wo nach dem Wechsel in die Laufschuhe noch vier Runden am Main entlang zu bewältigen waren. Zum Ende der Laufstrecke durften sich die Teilnehmer auf ein Bad in der Menge am Frankfurter Römer freuen.

Vom TSV Frickenhausen waren in diesem Jahr Ingo Baldermann und Sascha Wolkersdorfer dabei, welche sich neben dem Berufsleben, Familie und fast überstandener Pandemiezeit akribisch auf diese Herausforderung, bzw. dieses Abenteuer vorbereitet hatten. Die Beiden würden sich an diesem Tag auf der Strecke einige Male begegnen.

Der Tag begann um 3 Uhr morgens mit den üblichen, ganz alltäglichen Vorbereitungen. Um 4 Uhr war Treffpunkt vor dem Hotel, wo es, durch die noch feiernde Großstadt in Richtung Shuttlebus zum Langener Waldsee ging. Nach kurzer Panne (die Busse standen im Stau) kamen wir etwas später als erhofft, jedoch noch rechtzeitig zur Anbringung der Verpflegung und Prüfung des Luftdrucks an den Rädern an.

Wie fast immer bei einem Start im Sommer, stellte sich die Frage, ob es ein Neoprenverbot auf der Schwimmstrecke geben würde. Schließlich durfte mit Neoprenanzug geschwommen werden, was bei Sascha für etwas Erleichterung sorgte.

Also Neopren an, flux noch die Wechselbeutel abgegeben und schon konnte der Spaß losgehen, die längste Party des Jahres durfte beginnen!

Der Schwimmstart erfolgte nach dem Rolling Prinzip, d.h. ca. alle 5 sec. durften weitere 5 Athleten ins Wasser. Zu Schwimmen war ein Dreieckskurs, mit kurzem Landgang nach etwa 1400m, der Kurs nutzt die Größe des Langener Waldsees fast vollständig aus.

Ingo und Sascha hatten sich im gleichen Startblock aufgestellt (1:05 bis 1:15), was sich als völlig richtige und hervorragende Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit herausgestellt hat.

Nach gut 1:06 Std. kamen beide aus dem Wasser, bevor es am Sandstrand stark ansteigend in Richtung 1.Wechselzone ging. Ingo, u.a. als besonders effektiver und schneller Athlet beim Wechseln bekannt, ging als Erster auf die Radstrecke, Sascha folgte einige Minuten dahinter.

Beide hatten sich für die Radstrecke viel vorgenommen, ist diese doch die Basis für ein hervorragendes Ergebnis, bei immerhin ca. 55% Belastungsanteil am gesamten Wettkampf.

Nach einer gefühlten Durchschnittsgeschwindigkeit von gut 44km/h kamen schon die ersten Glücksgefühle auf, nach ca. 1 ½ Stunden ging es einen steilen Anstieg hinauf, als plötzlich Ingos Stimme zu hören war. Konzentriert und fokussiert versuchten beide Ihr Rennen weiter für sich zu gestalten.

Sascha traf nun das erste Mal auf das 400m lange Stück Kopfsteinpflaster, welches erst leicht begab und dann stetig bergauf führen sollte. Nachdem dieses überwunden war, war es an der Zeit an den Salznachschub zu denken, jedoch vergeblich, war doch die Trinkflasche, in welcher Salztabletten in Wasser aufgelöst waren aus dem Trinkflaschenhalter gefallen. Zum Glück war die Trinkflasche mit den Gels für den Nachschub der Kohlenhydrate noch da!

Der Wettkampf war nun ca. 5h alt und beide Athleten befanden sich nun auf der zweiten Radrunde.

Bei Sascha hat sich zwischenzeitlich gezeigt, dass er in der ersten Runde zu viel investiert hatte, was, in Verbindung mit der mangelnden Salz- und Elektrolytversorgung ab Radkilometer 130 zu Krämpfen in den Ober- und Unterschenkeln führen sollte.

Außerdem war ja nochmal das Kopfsteinpflaster zu überwinden, diesmal hoffentlich ohne „Verpflegungspanne“. Nach Überwindung des Teilstücks waren definitiv noch alle verbliebenen Flaschen da, jedoch war nun das Vorderrad stark mitgenommen. Es lief unrund, was sich später im Hotel als Riss einer Speiche und Schleifen der Bremsflanke herausstellen sollte.

Egal…nicht aufhalten lassen…weitermachen! Wir sind hier nicht beim Kaffeekränzchen…

Der Wettkampf war nun ca.6:40 Std. alt bevor es am Mainkai in die 2. Wechselzone ging, überwältigt von der Zuschauerkulisse klappte der zweite Wechsel nun deutlich besser. In der Hoffnung, dass sich, zusammen mit den im Laufbeutel deponierten Salztabletten die anhaltenden Krämpfe überwinden ließen, ging es auf die erste Runde der Laufstrecke am Main entlang.

Ingo lag zu diesem Zeitpunkt schon fast wieder gleichauf und hatte den ausgearbeiteten Vorsprung so gut wie pulverisiert.

Im Tunnel und angepeitscht von den vielen tausend Zuschauern an der Laufstrecke versuchte Sascha den Salzausgleich zu schaffen und die Krämpfe in den Griff zu bekommen. Doch nach 15km war es soweit, die erste Gehpause, außerhalb einer Verpflegungsstation stand an, nichts ging mehr!

Ein langer Tag stand bevor!

Sascha wurde von sehr vielen Athleten überholt, der Plan war dahin, der Kopf war leer.

Wandern ist doch eigentlich auch eine Option!

Plötzlich, es muss nach weiteren 2-3km gewesen sein, hörte Sascha eine aufmunternde Stimme von hinten: „Sascha! Wie geht´s Dir?…Hab keinen Bock mehr, am liebsten würde ich Wandern gehen! Der Tag ist ja noch jung!

Ingo war zurück und bei bester Laune, spulte professionell seinen Plan ab. Da konnte Sascha doch nicht stehen bleiben!? Es musste ein Plan geschmiedet werden… Zwischen den Verpflegungsstationen wird konsequent gelaufen, an den Verpflegungsstationen gönnen wir uns eine Gehpause mit Vesper versteht sich… zugegeben, nach gut 8 ½ Std. Wettkampf schmecken Riegel und Gel auch nicht mehr so prickelnd, dafür Cola umso mehr…oder vielleicht RedBull am Tresen!?

Auf jeden Fall war der Plan nun Gesetz und Richtschnur für den weiteren Verlauf des Rennens.

10km vor dem Ziel war dann außerdem klar, dass es aus sportlicher und freundschaftlicher Sicht, aber auch aus Vereinssicht nur eines geben konnte:

Den gemeinsamen Einlauf auf dem Römer der Frankfurter Altstadt!

Nach 226km und knapp unter 11 Stunden war es soweit, die Emotionen im Zielkanal waren unbeschreiblich! Die längste Party des Jahres war in vollem Gange und Ingo und Sascha und deren Familien waren mittendrin!

Es war ein überwältigender Tag, voller Höhen und Tiefen. Es war alles dabei, was diesen tollen Sport ausmacht!

Danke für die Unterstützung im Alltag und auf der Strecke, die vielen Trainingsstunden Indoor im Inselbad, Outdoor in der Sonntagsradgruppe!

Danke an die Familien für die Unterstützung, das frühe Aufstehen am Wettkampftag und 11 Std. Geduld.

Mehr Erfüllung kann einem ein einziger Tag nicht geben!